Podiumsdiskussion «Drämli, Drämli, Drämli, Drämli…»
Mehr Tempo für ein zukunftsfähiges Tramnetz!
Am 7. April 2022 führten die Vereinigung für eine Starke Region Basel/Nordwestschweiz und die IGÖV Nordwestschweiz gemeinsam eine hochkarätige Podiumsveranstaltung zur Zukunft der Tramverbindungen BS/BL die Vertiefung der Zusammenarbeit der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) und Baselland Transport AG (BLT) durch.
An einem sehr gut besuchten Anlass im Infrastrukturgebäude der BVB in Basel hatten verschiedene Referierende dargelegt, wie es nach der Ablehnung verschiedener Tramprojekte an der Urne (Erlenmatt, Margarethenstich, Salina Raurica) mit künftigen Tram-Ausbauprojekten weiter gehen soll. Durch die Referate und die Podiumsdiskussion wurde klar, dass die Priorität jetzt auf gezielte Massnahmen gelegt werden muss, die den Tramverkehr beschleunigen und die Störungsanfälligkeit reduzieren.
Die Vorstandsmitglieder der Starken Region Marc Schinzel (Landrat FDP) und Tim Cuénod (Grossrat SP) betonten, dass es grundsätzlich grosser Anstrengungen bedürfe, um die Bevölkerung von Sinn und Zweck von Verkehrsinfrastrukturprojekten zu überzeugen. Es lohne sich, sich auf Projekte zu fokussieren, deren Nutzen offensichtlich sehr gross sei – und selbst da brauche es starkes Engagement und viel Überzeugungsarbeit.
Professor Widar von Arx (Universität Luzern / Verwaltungsrat BVB) verglich das Basler Tramnetz mit denjenigen von vergleichbaren städtischen Regionen wie Zürich, Bern oder Genf. Dabei fiel auf: Basel hat ein dichtes Tramnetz und die Passagierzahlen vor der Pandemie waren gut, allerdings im Gegensatz zu Genf, Zürich und Bern leicht rückläufig. Das Hauptproblem sei die zu tiefe Fortbewegungsgeschwindigkeit mit dem Tram. Andere Regionen machen mit Tramausbauprojekten vorwärts (Glattalbahn, Limmattalbahn, Tram Bern-Ostermundigen). Attraktiv werden diese Verbindungen hauptsächlich durch die Realisierung von Tram-Eigentrassees.
Andreas Büttiker (Direktor BLT) und Matthias Hofmann (Leiter Verkehr BVB) waren sich einig: allen Unkenrufen zum Trotz sei das Tram sehr leistungsfähig und zukunftsfähig. Die Schwächen des Tramangebotes in der Agglomeration Basel müssten jedoch auch klar benannt werden: die Trams seien aufgrund der Tramdichte in der Innenstadt zu langsam, das System sei zu störungsanfällig und es gäbe nur wenige Direktverbindungen. Das Tramnetz Basel 2030 sei eine Antwort auf diese Probleme – die Projekte Petersgraben, Claragraben und Margarethenstich würden erheblich beitragen, bestehende Schwächen zu beseitigen.
In der Podiumsdiskussion unter der Leitung von Bojan Stula von der bz-Redaktion bekräftigten Regierungsrätin Esther Keller, Kanton Basel-Stadt, und Regierungsrat Isaac Reber, Kanton Basel-Landschaft, ihre Unterstützung für das Tramnetz 2030. Isaac Reber betonte, dass mit der aus seiner Sicht legitimen Wiederaufnahme der Projektplanung Margarethenstich, die Realisierung eines Expresstrams im Leimental umgesetzt werden sollte. Dadurch werde der ÖV für das Leimental, das im Gegensatz zu anderen Ästen der Agglomeration über keine S-Bahn-Verbindung verfüge, wesentlich attraktiver. Stephan Appenzeller (Präsident IGÖV Nordwestschweiz) unterstrich, dass es jetzt notwendig sei, für die sinnvollen Tram-Ausbauprojekte zu kämpfen. Landrätin Christine Frey (FDP) betonte schliesslich, dass Tram-, Bahn- und Auto-Infrastrukturprojekte aufeinander abgestimmt und nicht gegeneinander ausgespielt werden sollten. Die Region Basel habe in Sachen Verkehrsinfrastruktur insgesamt viel Nachholbedarf.